Opportunismes

Regionale 17, AEDEAN, Accélérateur de particules, Strasbourg, France

03. Dezember 2016 – 08. Januar 2017, Eröffnung 03. Dezember, 20 Uhr

Im Umbauprojekt des zukünftigen Kunstortes AEDAEN überrascht «Opportunismes» mit einer außergewöhnlichen Ausstellung. Mit den Mitteln der Ironie und der Ambivalenz überschreitet der Opportunismus in der Kunst Grenzen und erschafft sich Neues. Anhand den Werken der 17 Kunstschaffenden lädt die Ausstellung die Besucher zu dieser Erfahrung ein.

In den letzten Jahrzehnten ließ sich beobachten, wie vermehrt Künstler sich die um sie herum herrschenden Zustände zu eigen machten und daraus eine künstlerische Form entwickelten. Der Kunstkritiker Maxence Alcade benannte diesen Typus den «opportunistischen Künstler». Wenn heute der Opportunismus wegen seiner politischen Dimension in Verruf gekommen ist, weil er gegen moralische Prinzipien verstösst – sich immer zugunsten des eigenen Vorteils verhaltend –, so ist er dagegen immer in der Grundmustern der Evolution vorzufinden. Wir denken da natürlich an die Theorien von Darwin. Der Anthropologe Carel von Schaik meint weitergehend, der Mensch sei biologisch dazu programmiert Kunst zu machen; darin zeige sich Fähigkeit zur Kooperation und diese habe schliesslich das Überleben der Menschenart seit ihres Auftretens sichern können.

In der Biologie wird eine Spezies opportunistisch genannt, wenn sie sich den herrschenden Umständen anpassen und die zur Verfügung stehenden Ressourcen nutzen kann. ‘Anpassungsfähigkeit’ ist heute ein allgegenwärtiges Credo. Es fragt sich aber, ob sie so nützlich für das heutige Kunstschaffen ist: Wird Anpassungsfähigkeit als Schaffensquelle, als gundlegendes Prinzip oder nicht eher als ein ökonomischer Imperativ wahrgenommen? Was kann es heissen, wenn die Gegensätze ‘Prinzip’ und ‘Wandel’ in einem Wort zusammenfinden? Und was bedeutet es letztlich sich als Künstler opportunistisch zu verhalten?

Maxence Alcade verweist auf die Figur der griechischen Metis, wie sie sich verstohlen und auf Erfolg bedacht den Zufall zu nutzen weiss, auf ihm suft, gewissermassen mit dem Unvorhersehbaren spielt und mit einer scharfsinnigen Gewitztheit und praktischer Intelligenz zu ihren Zielen kommt. Im zeitgenössischen Kunstschaffen lassen sich entsprechend in Aneignungsverfahren von Objekten und deren Bedeutungsverschiebungen grosse Ähnlichkeiten vorfinden.

Mit den Mittel der Ironie und der Ambivalenz überschreitet der Opportunismus im Feld der Kunst Grenzen und erschafft sich Neues. Als eine Erneuerungskraft, welche Grenzen verschiebt und Tabus bricht, kann Opportunismus auch eine Form von politischem Widerstand zum Wohl der Kunst sein.

Artistes \ Künstlerinnen und Künstler:
Kathrin Borer, Daniela Caderas, Françoise Caraco, Janusz Czech, Clara Denidet, Marine Dominiczak, Anas Kahal, Rona Kobel, Nina Laaf, Nelly Massera, Marianne Maric, Laura Mietrup, Jisook Min, Capucine Vandebrouck, Nicolas Vionnet, Anne Zimmermann, Skander Zouaoui

Jury et commissaires \Jury und Kuratorinnen:
Andreas Hagenbach et Anne-Sophie Miclo

AEDAEN
1, rue des aveugles
F-67000 Strasbourg
T +33 (0)9 83 52 18 21
contact@accelerateurdeparticules.net
Ven – dim : 14.00 – 20.00
24.12. + 31.12. : 14.00 – 16.00

www.regionale.org